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Wolfgang Lackerschmid & The Brazilian Trio - Pressestimmen

"Sehnsucht nach der Copacabana"


Vinyl Fan, 08.03.2018

Wenn er die Schlägeln schwingt, dann hören Jazzfans mit Begeisterung zu: Wolfgang Lackerschmid

Er gehört zu den bedeutendsten deutschen Jazz-Musikern und hat auch international einen exzellenten Ruf als Vibraphonist: Wolfgang Lackerschmid. In den Bauer Studios hatte er im Juni 2017 eine seiner Leidenschaft ausgelebt: die brasilianische Musik. Zusammen mit dem The Brazilian Trio entstand so eine feine, rein analoge Produktion auf Schallplatte, die ich hier gerne in der Rezension vorstelle.

Wolfgang Lackerschmid & The Brazilian Trio - Studio Konzert (LP, 180g Vinyl)

Unvergessen dürften für manche Jazz-Fans die LPs von Wolfgang Lackerschmid zusammen mit Chet Baker sein. Aber nicht nur durch diese Schallplatten wurde die internationale Szene auf den gebürtigen Tegernseer Vibraphonisten aufmerksam, schon zuvor spielte er mit vielen Musikern im Ausland zusammen. Anfang der 90er tourte er in den USA. So kam es zur Zusammenarbeit mit lateinamerikanischen Stars wie Romero Lubambo, Claudio Roditi oder Paquito D'Rivera. Mit dieser seit 70ern vielseitigen Prägung im Gepäck kam Wolfgang Lackerschmid mit dem The Brazilian Trio ins Studio 1 nach Ludwigsburg, um diese famose Scheibe einzuspielen.

Über 40 Jahre Tradition - Wolfgang Lackerschmid in den Bauer Studios

Er war in seiner langen Karriere schon oft in den Bauer Studios. Und doch war es dieses Mal besonders spannend für ihn. Eine Liveaufnahme in Clubatmosphäre, noch dazu auf analogen Band mitgeschnitten, das ist auch für jemand wie ihm (und vermutlich auch seinen drei brasilianischen Mitspielern) etwas Besonderes. Hört man sich nun das fertige Produkt, die Schallplatte an, so stellt man fest, dass sich die große Erfahrung dieses Quartetts eindeutig bezahlt gemacht hat. Die Stücke klingen flüssig, lebendig-vital und sehr emotional präsentiert.So ganz überrascht es dann doch nicht, wenn man sich die Linernotes des Klappcovers durchliest. Hier schreibt Lackerschmid, dass er mit dem Pianisten Hélio Alves und dem Schlagzeuger Duduka da Fonseca bereits 1994 bei einem Konzert in New Jersey (USA) das erste Mal zusammengespielt hat. Sie haben sich danach immer wieder in verschiedenen Besetzungen getroffen, man kennt sich also gut. Hinzu kam dann auch der Bassisten Nilson Matta, der Dritte im Bunde des The Brazilian Trio. Diese vier Musiker kannten sich also bereits gut. Und das hört man bei den sechs Stücken dieser LP. Interessant ist bereits die schöne Melodie des Openers „Samba Gostoso", laut Lackerschmid eine Komposition seines damals siebenjährigen Sohns Ferdinand. Ein bekanntes Stück ist „A Thousand Dreams" aus der Feder von Attila Zoller, mit dem Lackerschmid ebenfalls schon zusammengespielt hatte.

Die der brasilianischen Musik manchmal anhaftende Melancholie ist an diesem Abend zwar auch zu spüren, mich beeindruckte allerdings viel mehr die Spielfreude, das immer wieder aufbrausende Feuer der Protagonisten. Alles fliesst, die Rhythmen sind unwiderstehlich. Auch wenn die Leidenschaft zumal routiniert wirken mag, sie ist Ausdruck eines blinden Verständnis der Musiker zueinander. Die große Applaus des Publikum ist jedenfalls ein eindeutiger Gradmesser dafür, dass der Funke von Beginn an übergesprungen ist. Und mein Dank gilt beim Anhören dieser klanglich wunderbaren Schallplatte dem Tonmeister Johannes Wohlleben, der dieses Ereignis so exzellent eingefangen hat.