Laura Kipp - Pressestimmen
Süddeutsche Zeitung, 13. Februar 2023
von Oliver Hochkeppel
CD-Präsentation: Pariser Balkonszene
Schon als Background-Sängerin von Quincy Jones fiel sie vor Jahren auf. Auf ihrem neuen Konzeptalbum "Sunset Balcony" beweist Laura eindrucksvoll, was für eine charismatische Sängerin sie ist.
Bei "Ella" denken sich wohl die meisten stillschweigend das "Fitzgerald" dazu. Es ist also ein Zeichen dafür, dass man es geschafft hat, wenn der echte oder pseudonyme Vorname ("Pink" zum Beispiel) Allgemeingut geworden ist. Vielleicht wird man bei "Laura" irgendwann einmal automatisch an die Stuttgarter Sängerin Laura Kipp denken. Niemand Geringeres als Quincy Jones, der große Jazz-Impresario und Michael-Jackson-Produzent, kann sich das vorstellen, er hat ihr schon 2017 eine große Zukunft prophezeit.
Damals trat die heute 27-Jährige bei den Stuttgarter "Jazz Open" für ihn, aber auch für Dee Dee Bridgewater, George Benson und Jacob Collier als Background-Sängerin auf. Und war doch dank ihrer Stimme wie ihres Charismas auch im Hintergrund nicht zu überhören und zu übersehen. Dass dann alsbald "Laura" aus ihr wurde, liegt auch daran, dass sie noch im selben Jahr dem Bassisten und Komponisten Jens Loh begegnete und beide rasche eine musikalische Seelenverwandtschaft feststellten. Seine Kompositionen und ihre Texte fanden fast von alleine zueinander: "Unser ästhetisches Verständnis passt einfach perfekt zusammen", bestätigt Loh.
Bald war auch das perfekte Team für diese Partnerschaft gefunden. Der in allen Stilen bewanderte Schlagzeuger Eckhard Stromer, ein alter Weggefährte von Loh. Der französische Pianist, Keyboarder und Bill-Evans-Schüler William Lecomte, der schon mit so unterschiedlichen Größen wie Jean-Luc Ponty, Vaia Con Dios oder Nigel Kennedy arbeitete. Und schließlich der international renommierte Münchner Jazzpianist Cornelius Claudio Kreusch als bedingungslos hinter ihnen stehender Produzent.
2021 erschien das Debütalbum "Quiet Land" und stieg prompt in die Top Ten der Amazon-Charts ein, wobei es zum Beispiel Norah Jones überholte. Ohne Corona wäre die Resonanz wohl noch größer gewesen. War dies schon mehr als eine Talentprobe, so ist das Dreamteam nun mit "Sunset Balcony" den nächsten Schritt gegangen. Es ist eine Art Konzeptalbum, das da am 15. Februar in der Unterfahrt vorgestellt wird. Der Balkon als kreativer Kulminationspunkt gab den Bogen vor, als Ort der Begegnung, des Austauschs mit vertrauten wie neuen Menschen, der zugleich "widersprüchliche Gefühle erregt," wie es Laura formuliert: "Das Gefühl, zu Hause zu sein, und das Gefühl, der Außenwelt ausgesetzt zu sein. Das Gefühl der Freiheit gepaart mit dem Gefühl, an einem sicheren Ort zu sein." Eine starke Metapher für die Gedankenwelt einer Musikerin.
Ein Psychologie-Studium hat sie auch noch drangehängt
Und ein tragfähiges für eine stilistisch noch buntere Palette als bei "Quiet Land". Von der Pop-nahen Hymne des Titelstücks geht es über das Hip-Hop-beeinflusste "Poke Bowl" oder das chansonesque "Bénodet" - eine Reminiszenz an die gleichnamige Stadt in der Bretagne - bis zum fast psychedelisch angehauchten "Prayer". Der Funk lugt bei "Johnny the Fly" und "Dance Into The Light" um die Ecke, sehr folkig wird es bei "Forever In A Blink", im Blues schwelgt "Bartender", für den es ein reales Vorbild gibt, und bei dem Laura auch die Musik selbst geschrieben hat.
Auch Loh findet den neuen Wurf noch gelungener: "Diesmal ist alles ja explizit für das Album geschrieben, in sehr intensiven kompakten Arbeitsphasen. Außerdem hatte ich die Stimme von Laura und den Sound unserer Band natürlich noch viel besser im Kopf." Dazu kommen die exzellenten Arrangements von Lecomte, für die auf dem Album Gaststars wie der katalanische Sänger und Gitarrist Carles Denia, der französische Baritonsaxofonist Eric Séva, der brasilianische Perkussionist Paulinho Vincente oder der junge Trompeten-Shooting-Star Jakob Bänsch geholt wurden. Bei Laura wiederum fließt Reife und Lebenserfahrung in die authentischen und berührenden Texte ein. Der Song "Oh, I Could Write A Book", trifft den Nagel auf den Kopf. Schließlich ist es sicher kein Schaden, dass sie auch noch ein Psychologie-Studium drangehängt hat und sich darin stark mit Hartmut Rosas Resonanztheorie beschäftigt. Nicht zuletzt, weil sie in Paris studiert - und ihre Wohnung dort einen wundervollen Balkon hat.
Stuttgarter Zeitung, 30.06.2021
Stuttgarter hat den schönsten Jazz..
Jazzthetik, 05.06.2023
Review zu "Sunset Balcony"
Jazzpodium, 08.09.2021
Review zu "Quiet Land"