Odd Wisdom
Lineup
Diego Pinera / Schlagzeug, Percussion
Donny McCaslin / Saxophon
Ben Monder / Gitarre
Scott Colley / Bass
Linernotes
Diego Pinera wurde 1981 in Montevideo, Uruguay geboren. Er studierte Schlagzeug am Berklee College of Music (USA), an der University of Music in Havanna (Cuba) und an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. 2017 wurde er mit dem ECHO Jazz als bester Schlagzeuger national ausgezeichnet. Pineras Begegnungen mit der Musik Lateinamerikas und der Bandbreite des Jazz dienen ihm als künstlerischer Filter für seine Musik. Sein charakterstarker Personalstil ist geprägt durch ein avanciert rhythmisches Spielkonzept, ein Jazz-Sound mit Latin-Touch sowie dem Freiheitdrang der Improvisation. Musikalische Komplexität sowie Virtuosität bleiben bei Pinera aber stets subtil, eine besondere Frische und Leichtigkeit durchströmt sein künstlerisches Schaffen.
Diego Pinera ist ein Meister der Rhythmik. Die Leidenschaft und das Gefühl für diese wurden ihm bereits in die Wiege gelegt. In Montevideo, Uruguay, geboren und aufgewachsen hat der Schlagzeuger die lateinamerikanischen Musik verinnerlicht, ist dann aber einen entscheidenden Schritt weitergegangen: Pinera wollte erforschen, wie die Latin-Rhythmik den amerikanischen und europäischen Jazz beeinflusst hat. So zog es ihn an das Berklee College of Music nach Boston sowie an die Hochschule für Musik und Theater Leipzig, wo er bei Größen wie Danilo Pérez, Changuito oder Bob Moses studierte.
Rhythmik neu zu denken und traditionelle Muster weiterzuführen, sie vor allen aber dem zeitgenössischen Jazz einzuverleiben - das ist seitdem Pineras Ding. Gerade die "krummen Takte" haben es ihm dabei angetan. Die Kunst, diese ganz selbstverständlich klingen zu lassen hat er bereits auf seinem Album "Despertando" gezeigt. Hier besinnt er sich vor allem der Musik seiner südamerikanischen Heimat und "bereichert den Latin-Jazz mit frischen Farben und delikaten Rhythmen", wie das Fono Forum feststellte.
Gerade mit US-Amerikanern sucht Pinera immer wieder den Austausch. Eindrucksvoll ist ihm das auf "My Picture" mit dem Saxofonisten Mark Turner sowie Bassist Ben Street gelungen. Für das Album erhielt er 2017 den ECHO Jazz als "bester Schlagzeuger". Mit "Odd Wisdom" geht Pinera nun einen Schritt weiter und verfeinert sein rhythmisches Konzept, zeigt sich aber auch als findiger Komponist. Wieder ging es nach New York und hier traf er auf ein All-Star-Team der dortigen Szene um im Quartett improvisatorisch die Weisheit der krummen Takte musikalisch zu ergründen.
Da ist am Saxofon Donny McCaslin, der sich schon in den Achtzigerjahren bei Gary Burton einen Namen machte, sich in den Orchestern von Gil Evans, Maria Schneider oder George Gruntz sozusagen Wettkampfhärte holte, seit 1998 kontinuierlich eigene Alben mit berühmten New Yorker Kollegen macht und zuletzt weit über den Jazzbereich hinaus als Begleiter von David Bowie auf dessen letztem Album "Blackstar" Aufmerksamkeit erregte.
Am Kontrabass wirbelt Scott Colley, einer der gefragtesten Begleiter, der in den Rhythmusgruppen von Stars wie Roy Hargrove, John Scofield, Mike Stern, Chris Potter oder Herbie Hancock arbeitete und arbeitet. Komplettiert wird diese Supergroup von Ben Monder, mit über 70 Einspielungen als Sideman wie als Leader so präsent wie kaum ein anderer Jazzgitarrist, nicht nur als Teil der New Yorker Szene, sondern auch mit Europäern wie Joris Dudly, Kristjan Randalu oder Theo Bleckmann.
Bei solch potenter Unterstützung ist klar, dass "Odd Wisdom" alles andere als akademisch klingt. Schon beim Auftakt "Clave Tune", Pineras eigenwilliger Kombination des klassischen afrokubanischen Clave-Rhythmus mit polyrhythmischen Groove-Elementen, darf jeder mit einem mitreißenden Solo die Weichen auf genussvollen Jazz stellen. Auf "Robotic Night" experimentiert Pinera erstmals mit elektronischen Sounds, was in der Mischung vieler freier Passagen mit metallisch federnden Beats und weichen Melodielinien der akustischen Instrumente einen faszinierenden Flow ergibt, der in die Beine geht. Selbst "Mi Cosmos", wo Pinera sich von der ungeraden südosteuropäischen Metrik eines Béla Bartók inspirieren ließ, bekommt durch die über die wirbelnde Perkussion gezogenen Linien McCaslins eine unerwartete Ruhe. Geradezu zum Schwelgen in allen klassisch-modernen Jazz-Feinheiten verführt die Adaption von Thelonious Monks "Blue Monk", der einzigen Fremdkomposition des Albums.
Und auch auf den restlichen Tracks bestätigen die amerikanischen Stars tatkräftig Pineras zunächst verblüffende Begründung seiner Liebe zur krummen Metrik: "Sie verleiht meiner Musik Leichtigkeit". Das kann man definitiv "odd wisdom" nennen.
Aufnahmedetails
Music composed by Diego Pinera except Blue Monk composed by Thelonious Monk, arranged by Diego Pinera
Recorded and rough mix by Chris Sulit at Trading 8s Recording Studio, New Jersey (NYC), February 07, 2020
Final mix and mastering by Klaus Scheuermann
Produced by Diego Pinera
Cover art by Jerry Zeniuk, by kind permission of the artist
On his album "Odd Wisdom", drummer Diego Piñera, together with a stellar cast of musicians, united the groove and vibe ot three different worlds: The percussive variety of his Latin-American origin, the urge for constant renewal of his current home Berlin and the energy of the metropolis New York City where the music was recorded. And with saxophonist Donny McCaslin, guitarist Ben Monder and bassist Scott Colley, three representatives of the top of current US-American jazz join Piñera and form an absorbing exchance of extraordinary enegry, sound, complexity and suspense.
Diego Pinera is a unique figure who is genuinely taking music in new directions by juxtaposing the polyrhythmic freedom of jazz with other metric systems. As he says, "I studied music in the places where it came from.” He started playing drums as a four-year old in Montevideo. His student years were spent in Havana, Boston (Berklee) and Leipzig.Based in Berlin since 2003, he has continued to widen his musical horizons, immersing himself in the ‘odd’ meters of the title through extensive work with Berlin-based musicians from Greece and Bulgaria.‘Wisdom’ here refers not just to Pinera’s accretion of wide knowledge and consummate skill, but also to mystery and alchemy: the track "Conversations With Myself” is a hushed, concentrated masterpiece. His ear for fresh colours and timbres is astonishing.His ACT debut "Despertando” was described...
Recording Information
Music composed by Diego Pinera
except Blue Monk composed by Thelonious Monk, arranged by Diego Pinera
Recorded and rough mix by Chris Sulit at Trading 8s Recording Studio, New Jersey (NYC), February 07, 2020
Final mix and mastering by Klaus Scheuermann
Produced by Diego Pinera
Cover art by Jerry Zeniuk, by kind permission of the artist