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Cindy Blackman: Presse
Cindy
Blackman
Sticks:
Interview mit Cindy Blackman (2001)
Die Körpergröße eines Schlagzeugers abzuschätzen,
wenn er am Set sitzt, ist meistens schwierig. Im Falle von Cindy Blackman
habe ich sie zwar schon des öfteren spielen sehen, aber nie über
ihre Größe nachgedacht und staune nicht schlecht, als mir ein
kleines, zierliches Persönchen gegenübersteht.
Von Angela Ballhorn
Die Power, die man auf der Bühne erleben kann, möchte man dieser
Frau überhaupt nicht mehr zutrauen. Deshalb bin ich wohl mit einer
meiner Fragen in einen Fettnapf getapst, was aber das Eis brechen ließ
und ein schönes Interview beim Italiener gegenüber des Berliner
Clubs „A-Trane" einleitete, in dem die Drummerin mit ihrer
Electric Band zwei Konzerte spielte. Meine Frage, woher sie ihre Power
beim Schlagzeugspielen nimmt, beantwortet Cindy Blackman verschmitzt mit
„spinach". In der Pause, die ich zum Übersetzen für
„Spinat" brauche, lacht sie schallend. „Das glaubst du
jetzt aber nicht, oder?" So eine einfache Formel wäre schön
gewesen, denn ohne Geheimtipps bleibt die Quelle der Kraft weiter mysteriös.
Schon als Kind wollte Cindy Blackman Schlagzeug spielen, was ihrer Mutter
und ihrer Großmutter, die beide klassische Musikerinnen waren, nicht
sehr gefallen hat. Trotzdem hat sie alle Unterstützung erhalten.
Später studierte sie in Hartford und am Berklee College of Music.
Ihre Lehrer dort waren Alan Dawson und Lennie Nelson. Die größten
Einflüsse sind in Cindys Drumming deutlich zu hören: Art Blakey
und – am stärksten – Tony Williams.
Der Studienzeit in Boston folgen harte Zeiten in der Jazzmetropole New
York. Cindy Blackman bestreitet einen Teil ihres Lebensunterhalts durch
Straßenmusik. Langsam wird die Szene auf die junge Schlagzeugerin
aufmerksam, sie kann mit Sam Rivers, Hugh Masekela, Joe Henderson und
Larry Coryell spielen. Der Trompeter Wallace Rooney, in dessen Band sie
auch spielte und für den sie auch einige Kompositionen geschrieben
hatte, ermutigt sie, unter eigenem Namen für sein Label aufzunehmen.
Seither hat Cindy Blackman sieben CDs, die neueste heißt „Somewhere"
(High Note / sunny moon). Der Spagat zwischen Lenny Kravitz, Music Awards,
der Letterman Show und den eigenen Jazzbands gelingt Cindy Blackman mühelos.
In die Band des Rockers Lenny Kravitz ist sie über einen gemeinsamen
Freund gekommen, der die beiden übers Telefon kurzschaltete. Lenny
Kravitz war auf der Suche nach einem neuen Drummer und ließ Cindy
übers Telefon vorspielen und bestellte sie am nächsten Tag nach
L.A. Aus den angenommen zwei Tagen wurden zwei Wochen Audition, und am
Ende hatte Cindy Blackman den Job, den sie seit mehr als sechs Jahren
ausübt.
Ich habe dich letztes Jahr mit deiner Band gesehen und war etwas verwirrt.
Damals war „Works on Canvas" deine neueste CD, eine akustische
Jazz-Platte, und du hast mit deiner Electric Band gespielt. „Someday"
ist jetzt wieder eine akustische Platte und du trittst auf dieser Tour
wieder mit der Electric Band auf ...
Cindy Blackman: ... vielleicht sollte ich wirklich mal meine
akustischen Platten promoten. Nein, ich möchte auf alle Fälle
auch mit der elektrischen Band aufnehmen. Ich spiele nun schon lange mit
Carlton Holmes (Keyboards), David Gilmore (Gitarre) und Matt Garrison
(E-Bass) zusammen. Vielleicht klappt es ja nach der Tour.
Nach was für Gesichtspunkten hast du die Songs auf „Someday"
aufgenommen? Mir sind gleich drei Kompositionen aufgefallen, die Miles
Davis oft gespielt hat.
Cindy Blackman: Tony Williams hat mit Miles gespielt, und Tony
Williams ist mein absoluter Held. Miles ist auch einer meiner Heroes.
Die Band, die Miles Davis in den 60ern mit dem jungen Tony Williams hatte,
ist meine Lieblingsband. Ich bin durch diesen Sound und den Stil sehr
beeinflusst worden. Aber das ist ein Einfluss und hat mit der Song-Auswahl
nicht so viel zu tun. Ich mag die starken Formen der Kompositionen. Aber
ich habe nur bei „Walkin" die ursprünglichen Changes gelassen,
die anderen Standards habe ich komplett umarrangiert und mit neuen Harmonien
versehen. Da habe ich nur die Melodie gelassen. Ich liebe alle diese Songs,
deshalb sind sie auf meiner Platte ...
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